31.08.2016

Nordkorea: Angebliche Hinrichtung eines Vizepremierministers

 

Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un hat nach Angaben Südkoreas einen Regierungsvertreter im Rang eines Vize-Premierministers hinrichten lassen. Der 63 Jahre alte Kim Yong Jin, der im Kabinett für Bildungsfragen verantwortlich war, sei im vergangenen Monat vor ein Erschießungskommando gestellt worden. Eine Bestätigung aus Nordkorea dafür gab es nicht. Südkoreanische Medien berichteten, Kim Yong Jin sei "anti-revolutionäres" Verhalten vorgeworfen worden. Er soll bei einer Sitzung der Obersten Volksversammlung im Juni dem Machthaber nicht den angemessenen Respekt erwiesen haben. Oft erweisen sich Berichte aus Südkorea über die angebliche Exekution von Funktionären in dem weithin isolierten Nachbarland im Nachhinein als falsch. Im Mai war der angeblich im Februar hingerichtete frühere Armeechef Ri Yong Gil wieder aufgetaucht. Die Zeitung "JoongAng Ilbo" hatte am Dienstag berichtet, zwei hohe Funktionäre seien in Nordkorea mit Flugabwehrwaffen hingerichtet worden, darunter ein Beamter für Erziehungsfragen. Der Bericht habe sich als falsch erwiesen, schrieb "JoongAng Daily" online.

29.08.2016

Pakistan: 16 Todesurteile für Attentat auf Schule bestätigt

 

Pakistans höchstes Gericht hat die Todesurteile gegen 16 islamistische Terroristen bestätigt, die an dem Massaker an einer Schule in Peshawar beteiligt waren. Bei dem Angriff auf die Armeeschule in Peshawar waren mehr als 130 Schüler ums Leben gekommen. Die Angeklagten hatten gegen die von Militärgerichten verhängte Todesstrafe Berufung wegen Verfahrensfehlern eingelegt. In dem 182 Seiten umfassenden Urteil kamen die Richter des obersten Gerichts jedoch nun zu dem Schluss, der Militärgerichtsbarkeit seien keine Fehler unterlaufen, berichteten pakistanische Medien. Nach dem Attentat im Dezember 2014 hatte Pakistan die Vollstreckung von Todesurteilen wieder aufgenommen, die bis dahin mehrere Jahre ausgesetzt gewesen war, und hat mittlerweile mehrere Hundert Verurteilte exekutiert.

28.08.2016

Pakistan: Hoffnung für Christin Asia Bibi

 

Das Oberste Gericht Pakistans will das umstrittene Todesurteil gegen eine wegen Blasphemie verurteilte Christin überprüfen. Die Richter werden sich Mitte Oktober mit dem Fall der 51-jährigen Asia Bibi befassen, wie die pakistanische Zeitung "Express Tribune" am Sonntag unter Berufung auf den Rechtsbeistand der Katholikin meldete. Das Urteil gegen Bibi hatte 2010 international für Aufsehen gesorgt. Die fünffache Mutter wurde wegen Gotteslästerung zum Tode verurteilt. Auslöser war ein Dorfstreit um Wasser, bei dem Anwohner der Christin vorwarfen, den Propheten Mohammed beleidigt zu haben. Bibi bestreitet die Vorwürfe. In dem islamischen Land mit 200 Millionen Einwohnern machen Christen knapp zwei Prozent der Bevölkerung aus. In Pakistan warten zur Zeit knapp 20 Menschen wegen Blasphemie auf ihre Hinrichtung. Menschenrechtler fordern seit langem eine Gesetzes-Reform, weil der Blasphemie-Paragraph immer wieder für Racheakte und Behördenwillkür missbraucht wird.

27.08.2016

Texas: Aufschub für Rolando Ruiz

 

Der 43-jährige Rolando Ruiz, dessen Hinrichtung durch den US-Bundesstaat Texas für den 31. August geplant war, hat einen Hinrichtungsaufschub erhalten. Damit hat Texas in den vergangenen vier Monaten kein Todesurteil mehr vollstreckt, denn schon sechs Termine vor dem aktuellen von Ruiz sind in Texas aufgeschoben oder verschoben worden. Der hinrichtungsfreudigste Staat der USA plant allerdings noch fünf Exekutionen in diesem Jahr.

27.08.2016

Wieder Hinrichtungen im Iran wegen Drogen

 

Am frühen Samstagmorgen sollen im Gefängnis der iranischen Stadt Karaj zwölf Häftlinge wegen Drogendelikten gehängt worden sein. Darunter seien gewesen: Alireza Madadpour, Bahman Rezaei, Arman Bahrami, Alireza Asadi, Mohsen Eslami, Hossein Bahrami, Mehdi Rostami, Amir Sarkhah und Alireza Sarkhah. Wenige Tage zuvor sollen fünf Gefangene in der Haftanstalt von Bandar Abbas ebenfalls wegen Drogendelikten gehängt worden sein. Verschiedene Quellen berichten von weiteren einzelnen Exekutionen.

 

Weitere Informationen:

Iran: 7 executed on drug charges

Romell Broom
Romell Broom

25.08.2016

Ohio: Romell Broom will zweiter Hinrichtung entgehen

 

Seit 32 Jahren sitzt Romell Broom in der Todeszelle im US-Bundesstaat Ohio. Einmal hat der Staat schon versucht, ihn zu töten, aber er überlebte. Jetzt will er den Supreme Court, das höchste Gericht der USA, überzeugen, einen zweiten Hinrichtungsversuch für verfassungswidrig zu erklären. Am 15. September 2009 wollte der Staat Romell Broom hinrichten, die Henker suchten zwei Stunden lang, stachen mindestens 18 Mal zu, aber sie fanden keine Vene, um ihm den tödlichen Medikamentencocktail zu spritzen. Die Todesstrafe gegen einen verurteilten Mörder dürfe auch dann noch ein weiteres Mal vollstreckt werden, wenn ein erster Exekutionsversuch gescheitert ist, entschied das Höchste Gericht in Ohio. Außerdem habe laut Gericht im September 2009 gar keine Vollstreckung der Strafe stattgefunden, es sei ja kein Gift injiziert worden und sein Leben sei nie in Gefahr gewesen. Deshalb handele es sich nicht um eine Doppelbestrafung. Jetzt wenden sich Broom und seine Anwälte an das amerikanische Verfassungsgericht, das die Entscheidung aus Ohio aufheben kann. Die obersten Richter können dabei allerdings zum Vergleich auf keine Fälle aus der Vergangenheit zurückgreifen: Broom ist der erste Todeskandidat in der Geschichte der Vereinigten Staaten, der die Giftspritze überlebte.

24.08.2016

Pennsylvania: Hoffnung für Jimmy Dennis

 

Der ohne Beweise verurteilte Gefangene Jimmy Dennis, der im US-Bundesstaat Pennsylvania in der Todeszelle sitzt, hat am 23. August 2016 eine Berufung vor einem Bundesgericht mit neun zu vier Stimmen gewonnen. Damit wurde ein Urteil von Richterin Brody aus dem August 2013 bestätigt, das besagt, dass Jimmy Dennis unschuldig an dem Mord von Cheddell Williams 1991 und deshalb sein Todesurteil aufzuheben und seine Freilassung anzuordnen sei. Philadelphias durch einen Untreue-Skandal angeschlagener Bezirksstaatsanwalt Seth Williams hat nun 90 Tage Zeit, einen Einspruch gegen diese Entscheidung einzulegen. Es handelt sich hier um den gleichen Staatsanwalt, der bei seinem Amtsantritt öffentlich feststellte, dass er von Hunderten, wenn nicht Tausenden unschuldig Verurteilter in seinem Bezirk ausgehe und eine Kommission zur Prüfung von Einzelfällen einrichten wolle. Wenn Williams seinen Kampf um die Hinrichtung von Jimmy Dennis aufgibt, könnte der unschuldig verurteilte Gefangene nach 25 Jahren im Todestrakt endlich freigelassen werden.

24.08.2016

Vier Christen droht im Sudan die Todesstrafe

 

Im Sudan droht vier Christen die Todesstrafe. Zwei sudanesischen Pastoren, einem einheimischen Menschenrechtler sowie einem tschechischen Missionar und Filmemacher werden Spionage, Aufruf zu Hass und Gewalt gegen die Behörden, Diffamierung des Staates und Verbreitung falscher Nachrichten sowie Angriffe gegen den Staat vorgeworfen. Auf manche dieser Delikte steht lebenslange Haft oder die Todesstrafe. Der Prozess begann am 21. August in der Hauptstadt Khartum. Es wird befürchtet, dass er nicht fair ablaufen wird. Der Filmemacher Petr Jasek hatte nach Informationen der Menschenrechtsorganisation offensichtlich versucht, einen Film über die Verfolgung von Christen im Sudan zu drehen. Er soll keine offizielle Drehgenehmigung gehabt haben. Die beiden Pastoren Hassan Abdelrahim Kodi und Kuwa Shemaal sowie der Menschenrechtler Abdelmoneim Abdelmoula sollen ihn in seinem Vorhaben unterstützt haben. 97 Prozent der rund 35 Millionen Einwohner des Sudans sind Muslime. Der Anteil von Christen liegt bei 1,5 Prozent.

22.08.2016

Irak richtet 36 Extremisten hin

 

Wegen eines von Dschihadisten verübten Massakers an hunderten Rekruten vor mehr als zwei Jahren sind im Irak 36 Menschen hingerichtet worden. Die Männer wurden am Sonntag im Beisein ranghoher Behördenvertreter im Gefängnis von Nassirija erhängt. Auf dem Militärstützpunkt Speicher nahe der nordirakischen Stadt Tikrit hatten sunnitische Extremisten am 11. Juni 2014 hunderte zumeist schiitische Armeerekruten entführt und anschließend getötet. Bei dem Massaker, zu dem sich die Miliz Islamischer Staat (IS) bekannte, starben Schätzungen zufolge bis zu 1700 Menschen. Der irakische Präsident Fuad Massum hatte vergangene Woche grünes Licht für die Vollstreckung der 36 Todesurteile gegeben. Die irakische Regierung setzt im Kampf gegen Extremisten vermehrt auf die Todesstrafe. Kritik daran kam von den Vereinten Nationen und von Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International. Bereits vor den Exekutionen vom Sonntag waren im Irak seit Jahresbeginn mehr als hundert Gefangene hingerichtet worden.

Jeffery Wood
Jeffery Wood

20.08.2016

Texas: Hinrichtungsaufschub für Jeffery Wood

 

Die für den 24. August geplante Hinrichtung eines Gefangenen im US-Bundesstaat Texas, der wegen seiner angeblichen Beteiligung an einem Raubüberfall von 1996 zum Tod verurteilt wurde, ist vorerst gestoppt worden. Ein Berufungsgericht in Austin gab dem Einspruch der Anwälte von Jeffery Wood an dessen 43. Geburtstag statt und verfügte einen Aufschub. Die Richter ordneten an, die Aussage eines umstrittenen Psychiaters im Prozess gegen Wood zu überprüfen. Wood werde weitere Gewaltverbrechen verüben, so die Aussage von Dr. James Grigson, der damit maßgeblich zum Todesurteil beitrug. Grigson, der 2004 starb, war berüchtigt: Er wurde "Dr. Tod" genannt, weil er häufig in Prozessen gegen verurteilte Mörder aussagte, sie würden künftig eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit darstellen. Seine Aussagen traf er oft, ohne die Beschuldigten persönlich untersucht zu haben, was auch auf Wood zutrifft. Umstritten ist sein Fall noch aus einem anderen Grund: Wood hat niemanden ermordet; er wurde unter dem Gesetz der Komplizenhaftung verurteilt. Er saß im Auto, während sein Bekannter eine Tankstelle ausraubte. Dass dieser eine Waffe hatte, wusste der damals 22-Jährige nicht, so seine Anwältin. Als Wood einen Schuss im Laden hörte, ging er hinein, um nachzusehen, was passiert war. Nach Angaben seiner Unterstützer fand er dort den toten Angestellten und wurde von seinem Bekannten mit vorgehaltener Waffe gezwungen, das Überwachungsmaterial zu entwenden und anschließend den Fluchtwagen zu fahren.

 

Weitere Informationen:

Gericht stoppt umstrittene Hinrichtung in Texas

USA: Gericht stoppt umstrittene Hinrichtung in Texas

Execution Halted for Jeff Wood, Who Never Killed Anyone

US-Bundesstaat Texas will geistig beschränkten Mann hinrichten

Jeff Wood's Stay of Execution Casts More Doubt on the Texas Death Machine

19.08.2016

Weitere Hinrichtungen im Iran - auch öffentlich

 

In der südiranischen Stadt Bandar Abbas sind am Mittwochmorgen zwei Häftlinge mit den Initialen M.P. (28) und A.A. (25) öffentlich wegen Vergewaltigung, Entführung und Diebstahls gehängt worden. In der Provinz Khusestan sollen am selben Tag drei Angehörige der Minderheit der Ahwazi-Araber hingerichtet worden sein. Am Tag zuvor seien in den Gefängnissen von Mashhad und Tabas je ein Mann wegen Mordes bzw. wegen Drogendelikten gehängt worden und am Samstag im Gefängis von Rasht ein Mann ebenfalls wegen Drogendelikten. Bereits am 11. August wurden zwei Häftlinge in Ravansar und in Kazeroon öffentlich gehängt. Am 10. August sollen im Gefängnis von Karaj zwei Männer hingerichtet worden sein.

 

Weitere Informationen:

Iran: Three Ahwazi Arab Prisoners Executed

Iran: Two Hanged at Rajai Shahr Prison and Two Hanged in Public

16.08.2016

Widersprüchliche Aussagen zur Todesstrafe in der Türkei

 

Der türkische Regierungschef Binali Yildirim hat sich, Medienberichten zufolge, von Forderungen nach einer Wiedereinführung der Todesstrafe distanziert. "Ein Mensch stirbt nur einmal, wenn er hingerichtet wird", sagte Yildirim im Parlament in Ankara. Es gebe aber schlimmere Strafen als zu sterben, nämlich "ein unparteiisches und faires Verfahren", das es für die Unterstützer des Putschversuchs in der Türkei geben müsse. Die Täter müssten zur Rechenschaft gezogen werden, und zwar mit rechtsstaatlichen Mitteln und nicht aus Rache. Im Juli soll Yildirim noch eine Verfassungsänderung zugunsten der Todesstrafe angeregt haben. Präsident Erdogan wiederum erklärte am Dienstag in einer Sitzung des türkischen Anwaltsverbands OHO: "Wenn in Europa solche Terroranschläge geschehen wie bei uns, dann würde man sofort die Todesstrafe einführen und den Notstand ausrufen."  Damit reagierte er auf die Kritik einiger westlicher Länder und internationaler Organisationen, die Ankara zuvor vor der Einführung höherer Strafmaßnahmen gewarnt hatten. Mustafa Yeneroglu, AKP-Abgeordneter im türkischen Parlament und Vorsitzender des Menschenrechtsausschusses in der Türkei, der 40 Jahre in Deutschland gelebt hat, sagte am Montag in der Sendung "hart aber fair", man werde die Frage nach der Todesstrafe in den kommenden Wochen wesentlich nüchterner im Parlament besprechen, und er rechne nicht mit ihrer Wiedereinführung. Zudem gebe es im türkischen Gesetz das sogenannte Rückwirkungsverbot, das eine Todesstrafe für die Putschisten des vergangenen Monats unmöglich mache.

 

Weitere Informationen:

Erdogan: Auch in Europa Einführung der Todesstrafe wahrscheinlich

Halbmond über Deutschland - wie viel Erdogan verträgt unser Land?

Robert Pruett
Robert Pruett

11.08.2016

Texas: 5. Hinrichtungsaufschub für Robert Pruett

 

Robert Lynn Pruett, dessen Hinrichtung im US-Bundesstaat Texas für den 23. August  geplant war, hat einen weiteren Hinrichtungsaufschub erhalten. Das höchste Berufungsgericht für Kriminalfälle in Texas verfügte den Aufschub, weil es mehr Zeit brauche, um Pruetts Unschuldsbehauptungen aufgrund von DNA-Tests zu prüfen. Der 36-Jährige soll 1999 im Gefängnis einen Wärter erstochen haben, der ihn wegen Essens in einem verbotenen Bereich der Haftanstalt aufgeschrieben hatte. Pruett bestreitet die Tat und außer dem zerrissenen Disziplinarformular neben der Leiche gibt es keine physischen Beweise, die ihn mit der Tat in Verbindung bringen. Pruett führt an, dass er von Mithäftlingen hereingelegt wurde. Es war bereits sein fünfter Hinrichtungstermin.

 

Weitere Informationen:

Friends of Robert Pruett - Sharing Love and Light

11.08.2016

Kalifornien: Todesurteil für Serienmörder

 

Der US-Serienmörder mit dem Beinamen "Grim Sleeper" ist zum Tod verurteilt worden. Ein Gericht in Los Angeles folgte damit der Empfehlung der Jury, die im Juni die Höchststrafe für den 63-jährigen Lonnie Franklin gefordert hatte. Der Mechaniker und frühere Müllmann war für schuldig befunden worden, zwischen 1985 und 2007 neun Frauen und ein 15-jähriges Mädchen ermordet zu haben. Bei den Opfern handelte es sich vor allem um schwarze Prostituierte. Der Täter wird der "grauenvolle Schläfer" genannt, weil er die Mordserie zwischen 1988 und 2002 unterbrochen haben soll. Franklin war aufgrund von DNA-Proben gefasst worden. Die Ermittler vermuten, dass er noch für Dutzende weitere Morde verantwortlich ist. Dass Franklin tatsächlich hingerichtet wird, ist unwahrscheinlich. Kalifornien hat seit 2006 kein Todesurteil mehr vollstreckt. Mehr als 750 Personen sitzen in dem US-Bundesstaat in der Todeszelle.

 

Weitere Informationen:

Todesstrafe für Serienmörder von Los Angeles

10.08.2016

Fast täglich weitere Berichte über Exekutionen im Iran

 

Am Dienstag sollen im Gefängnis von Orumieh wenigstens fünf Häftlinge gehängt worden sein, ein weiterer im Gefängnis von Miandoab. Darunter befand sich entsprechenden Angaben zufolge der 35-jährige Mohammad Abdollahi, ein kurdischer politischer Gefangener. Die anderen wurden als Jahangir Razavi-Zadeh, Kamran Pourfat, Towhid Pour-Mehdi, Amir Azizi und Gabriel Can’ani identifiziert.

 

Weitere Informationen:

Iran regime hangs political prisoner Mohammad Abdollahi and five other prisoners

07.08.2016

Türkei: Erdogan spricht bei Kundgebung erneut von Wiedereinführung der Todesstrafe

 

Der türkische Präsident Erdogan hat sich in Istanbul auf einer Kundgebung vor mehr als einer Million Anhängern erneut für die Einführung der Todesstrafe ausgesprochen. "Wenn das Volk die Todesstrafe will, werden die Parteien seinem Willen folgen", sagte Erdogan. Wenn das Parlament eine entsprechende Entscheidung treffe, werde er dieser zustimmen. Erdogan ging mit seiner Äußerung offenbar auf die Rufe von Demonstrationsteilnehmern ein, die lauthals "Todesstrafe" riefen. Der türkische Präsident sagte außerdem, dass "die meisten Länder" die Todesstrafe anwendeten. Auch in der Türkei sei die Verhängung der Todesstrafe noch bis 2004 möglich gewesen - auch wenn die letzte Hinrichtung im Land bereits 1984 stattgefunden habe. Fakt ist allerdings, dass 140 Staaten weltweit die Todesstrafe nicht mehr praktizieren und nur 58 an ihr festhalten - so viel zu Erdogans Behauptung, die überwiegende Mehrheit wende die Todesstrafe an. Um die Todesstrafe wieder einzuführen, wäre in der Türkei eine Verfassungsänderung erforderlich, die durch eine Zweidrittelmehrheit im Parlament erfolgen kann. Alternativ kann durch eine einfache Mehrheit im Parlament eine Volksabstimmung auf den Weg gebracht werden. Jedoch dürfte die Todesstrafe auch nach türkischem Recht nicht rückwirkend für die Putschisten angewendet werden. Mit seinen Äußerungen setzte sich Erdogan über Kritik aus dem Westen hinweg. Die Europäische Union hatte in den vergangenen Wochen wiederholt davor gewarnt, dass eine Einführung der Todesstrafe in der Türkei ein Ende der 2005 begonnenen Beitrittsverhandlungen bedeuten würde. Europa hat mit Ausnahme von Weißrussland (Belarus) die Todesstrafe komplett abgeschafft.

07.08.2016

Iran bestätigt Hinrichtung eines Atomphysikers

 

Ein früher als Held gefeierter iranischer Atomphysiker ist in seiner Heimat gehängt worden. Die iranische Justiz bestätigte am Sonntag Medienberichte über die Hinrichtung des Nuklearexperten Schahram Amiri. "Amiri hatte wichtige geheime Informationen an unseren Erzfeind und Großen Satan (USA) weitergeleitet", sagte ein Justizsprecher. Der 39-Jährige sei bereits am Mittwoch in Teheran gehängt worden. Amiri war nach Angaben des Justizsprechers bereits in erster Instanz wegen Spionage zum Tod verurteilt worden. Dann war die Höchststrafe jedoch in zehn Jahre Haft umgewandelt worden. Amiri habe aber versucht, auch im Gefängnis weiterhin Informationen an die USA weiterzuleiten. Daher habe das Oberste Gericht die Todesstrafe der ersten Instanz bestätigt. In den vergangenen Jahren gab es widersprüchliche Berichte über Amiri. So soll er 2009 als Whistleblower in die USA übergelaufen sein. Dann wurde behauptet, dass er von der CIA in Saudi-Arabien entführt und in die USA gebracht worden sei, um Informationen über das iranische Atomprogramm aufzudecken. Washington dementierte stets, dass Amiri sich gegen seinen Willen in den USA aufgehalten habe. Abgesehen von dem aufsehenerregenden Fall des Wissenschaftlers wurden im Iran in der vergangenen Woche eine Reihe weiterer Todesurteile vollstreckt: am Samstag vier in Rasht und zwei in Qazvin, am Mittwoch drei in Karaj, drei in Saqqez, einer in Taybad und zwei in Qazvin - in den jeweiligen Gefängnissen.

 

Weitere Informationen:

Schahram Amiri: Iran hängt Atomforscher

More executions take place in Iran

Two Prisoners Executed in Northern Iran on Unknown Charges

Iran: Four hanged in Saqqez

04.08.2016

Nordkorea: Sechs Amtsträger hingerichtet

 

In Nordkorea wurden, wie bereits Ende Juli bekanntwurde, sechs Beamte öffentlich hingerichtet, die für die Aufsicht von nordkoreanischen Arbeitern außerhalb des Landes zuständig waren. Aufgrund der Flucht von 12 Frauen und einem Mann im Mai aus einem nordkoreanischen Restaurant in China nach Südkorea wurde den Beamten mangelnde Kontrolle vorgeworfen. Achtzig öffentliche Beamte und 100 Menschen, die Familienmitglieder haben, die in Übersee arbeiten, sollen gezwungen worden sein, die Exekution zu beobachten. Die Familien der Abtrünnigen seien verhaftet und zu einer ideologischen Ausbildung gezwungen worden.

 

Weitere Informationen:

North Korea: Kim Jong-Un Strengthens Reign of Terror

03.08.2016

Delaware: Todesstrafe für verfassungswidrig erklärt

 

Das Gesetz zur Todesstrafe im US-Bundesstaat Delaware ist verfassungswidrig. Das urteilte das Oberste Gericht des Staates. Es verstoße unter anderem gegen die Verfassung der USA, weil ein Richter unabhängig von der Empfehlung einer Jury die Todesstrafe verhängen könne, hieß es in einer Erklärung. Momentan warten 13 Menschen in Delaware auf ihre Hinrichtung. Unklar ist, ob das Urteil rückwirkend auf sie angewendet werden kann. Das Justizministerium des Staates kann noch Berufung einlegen. Im Mai hatte ein Bezirksgericht bereits die Todesstrafe in Florida für verfassungswidrig erklärt. Wie in Delaware urteilten Richter, dass eine Jury die Strafe einstimmig entscheiden müsse. Nur dann stehe das Gesetz im Einklang mit der Verfassung. In Florida hatte ein Mehrheitsvotum einem neuen Gesetz zufolge ausgereicht. Wegen des Urteils kamen Zweifel auf, ob die Todesstrafe in Delaware verfassungskonform sei.

 

Weitere Informationen:

Delaware Supreme Court Rules That State’s Death Penalty Law Is Unconstitutional

03.08.2016

Minderjähriger und mindestens 10 Sunniten im Iran hingerichtet

 

Wie Amnesty International ermittelte, wurde am 18. Juli im Gefängnis von Arak im Iran der 19-jährige Hassan Afshar gehängt. Ihm wurde die Vergewaltigung eines anderen Jungen vorgeworfen. Es ist in diesem Jahr die erste Hinrichtung eines zur Tatzeit Minderjährigen, die bekannt wird. Im letzten Jahr wurden mindestens vier Gefangene hingerichtet, die zur Zeit der ihnen vorgeworfenen Straftaten unter 18 Jahren waren. 160 weitere zur Tatzeit Minderjährige warten in den Gefängnissen Irans auf ihre Hinrichtung. Einer namens Alireza Tajiki sollte in dieser Woche exekutiert werden, doch nach entsprechendem öffentlichen Druck wurde seine Hinrichtung verschoben. Ein 32-jähriger ehemaliger Polizeibeamter namens Reza Sabzevari soll am 27. Juli im Gefängnis in Mashhad gehängt worden sein. Am Dienstag dieser Woche sind entsprechenden Berichten zufolge im Gefängnis von Karaj wenigstens 10 Sunniten gehängt worden, andere Quellen sprechen von 20 oder sogar von 36. Darunter sei Shahram Ahmadi gewesen, der in einem unfairen Prozess verurteilt wurde, der nur wenigen Minuten dauerte.

 

Weitere Informationen:

Iran: Former police officer executed in Mashhad...

Iran: At Least 10 Sunni Prisoners Hanged

Iranian Official Confirms Execution of 20 Sunni Prisoners

IRAN: 36 SUNNI KURDS EXECUTED

01.08.2016

Singapur: Vater entgeht nach Tötung seines Sohnes der Todesstrafe

 

In Singapur hat ein Mann seinen fünfjährigen Sohn getötet, ist aber der bei Mord vorgeschriebenen Todesstrafe entgangen. Der Belgier ging auf ein Angebot der Staatsanwaltschaft ein, wie die Zeitung "Straits Times" berichtete. Sie habe die Anklage im Gegenzug für ein Schuldeingeständnis des Mannes von Mord auf Totschlag geändert. Totschlag kann mit lebenslanger Haftstrafe und Rohrstockschlägen bestraft werden. Das Strafmaß soll am 22. August verkündet werden. Der 42-Jährige habe mit der Mutter seines Sohnes Keryan um das Sorgerecht gestritten, berichtete die Zeitung. Er habe dem Jungen im Oktober ein Kissen auf das Gesicht gedrückt. Das Kind sei erstickt. Der Mann habe sein Auto anschließend in einem Tunnel absichtlich gegen die Wand gefahren. Dann sei er verletzt zur Polizei gegangen.

Nachrichten des Vormonats finden Sie im Archiv: Juli 2016